Als ich diese Bilder eben im Archiv fand, fiel mir sofort die Geschichte dazu ein: ich war damals gemeinsam mit einer anderen Hobbyfotografin zum Fotografieren unterwegs. Als ich gerade den Auslöser drücken wollte, stoppte sie mich, um mir einen Grashalm vor der Linse weg zu zupfen. "Auf sowas muss man doch achten, das stört doch sonst im Bild!", erklärte sie entrüstet. Damit war allerdings die Szene, die ich eigentlich einfangen wollte, schlicht und ergreifend dahin.
Mag sein, dass so etwas in manchen Fotokursen gelehrt wird, dass rigoros alles aus dem Vordergrund gezupft werden muss, vielleicht steht es sogar in Ratgener Büchern. Aber hey - "jeder Jeck is anders", sagt man bei uns in Köln. Und bei manchen Bildern suche ich mir gerne ganz gezielt solche "Störfaktoren" - schlicht, weil ich es mag! Natürlich nicht so viel, dass man vom Motiv nichts mehr sieht, aber ich mag es in der Natur auf ein entferntes Motiv zu fokussieren und dabei im Vordergrund den verschwommenen Schleier eines Grashalms oder eines Astes zu haben. Ich finde, gerade das verleiht manchen Fotos erst das "gewisse Etwas", kann z.B. die Zartheit einer Pflanze unterstreichen und dem Foto auch etwas Geheimnisvolles verleihen. Sicher ist das Geschmackssache, aber ich mag es eben.
Seerosen - der Schleier durch einzelne Grashalme im Vordergrund ist hier beabsichtigt
Klatschmohn - auch hier ist der "Schleier" durch die Gräser im Vordergrund beabsichtigt, ebenso die gedeckten Farben, die meiner meinung nach gut zu den zarten Mohnblüten und Gräsern passten..
Ob man die Grashalme im Vordergrund nun als reine "Störfaktoren" ansieht, oder den besonderen "Schleier-Effekt" mag, den sie verursachen, das bleibt jedem selbst überlassen. Ich mag es, mochte es schon immer und werde diese "Störer" auch weiterhin als Gestaltungselemente nutzen.